Earthworm in the soil | turn to zero

Fruchtbare Böden als natürliche CO₂-Senken

Fakten zum Projekt

 

Projekttyp: Land- und Forstwirtschaft

Projektstandort: Schweiz, Deutschland, Österreich& Liechtenstein 

Project standard: VER

Jährliche Emissionsreduktion: 1.000 t

Projektstart: Mai 2017

Dieses Pionier-​Klimaschutzprogramm speichert Kohlenstoff in Ackerböden. Bodenerosion und Humusverlust sind weltweit, aber auch in der Schweiz und in den Nachbarländern, ein großes Problem. Das Programm ermöglicht es Bio-​Bauern, humusaufbauende Maßnahmen umzusetzen. Es trägt so zu einer klimafreundlichen und ernährungssicheren Landwirtschaft bei.

Emissionen ausgleichen

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Das Projekt

Die landwirtschaftlichen Flächen verlieren durch intensive Bewirtschaftung konstant an Humus, was ihre Fruchtbarkeit verringert. Sogar der Nährstoffgehalt von biologisch bewirtschafteten Böden ist insgesamt abnehmend, weil die zeitintensiven Maßnahmen für Humuserhalt und langfristigen Humusaufbau sich nicht rentieren. Es ist ein Teufelskreis: Durch den Preisdruck von Billigimporten müssen Bäuerinnen und Bauern intensiver bewirtschaften und sind gezwungen, ökologische Maßnahmen zu vernachlässigen. Dadurch trägt die Landwirtschaft immer stärker zum Klimawandel bei. Der neueste IPCC Sonderbericht (2019) schätzt, dass die Land- und Forstwirtschaft für über 20 Prozent der vom Mensch verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Gleichzeitig sind die Bäuerinnen und Bauern aber direkt vom Klimawandel betroffen, zum Beispiel durch längere Trockenperioden oder Starkregen.

Fruchtbare Böden sind natürliche CO₂-Senken
Die Landwirtschaftsböden bieten ein großes Potential für Kohlenstoffspeicherung. Böden speichern dreimal mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre. Die internationale 4-Promille-Initiative sieht Böden als relevante CO₂-Senken. Sie geht davon aus, dass eine jährliche, weltweite Steigerung des Humusgehaltes um 0,4 Prozent im Oberboden – also den obersten 30 Zentimetern – die weltweiten, vom Mensch verursachten Treibhausgase ausgleichen kann. Der Kohlenstoff in Böden stammt unter anderem aus dem atmosphärischen Kohlendioxid (CO₂), welche Pflanzen durch Fotosynthese entnehmen und im Boden durch die Pflanzenwurzeln und Mikroorganismen speichern. Je humusreicher ein Boden, desto mehr Kohlenstoff wird im Ackerboden gespeichert. Durch bodenschonende und humusaufbauende Maßnahmen wird die Humusanreicherung erhöht und so dienen fruchtbare Ackerböden als CO₂-Senken. Ein humusreicher Boden speichert zudem mehr Wasser und ist dadurch widerstandsfähiger bei Wetterextremen wie Trockenperioden und Starkregen. Somit sind die Böden resilienter gegenüber dem Klimawandel und tragen somit zur Ernährungssicherheit und zu den für das 1,5-Grad-Ziel dringend notwendigen Negativemissionen bei.

Das Programm: Maßnahmen für fruchtbarere Böden
Für dieses Programm arbeitet myclimate mit dem Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio-Stiftung Schweiz zusammen. Ausgewählte biologisch oder biologisch-dynamisch produzierende Landwirtschafts-Betriebe in der Bodenseeregion verpflichten sich, standort- und betriebsoptimierte Aktivitäten zu entwickeln, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen: Zum Beispiel der Aufbau und Eintrag von Kompost, veränderte Fruchtfolgen, nichtwendende Bodenbearbeitung, Mischkulturen oder Gründüngungen. Die Bio-Stiftung-Schweiz unterstützt die Bäuerinnen und Bauern mit Beratung durch Bodenexperten vor Ort und einer Austausch-Plattform.

Klimagerechtigkeit
Aus Solidarität mit Bäuerinnen und Bauern in Entwicklungsländern und aufgrund der von der UNO und FAO ausgerufenen Dekade «Family Farming» reduziert myclimate die gleiche Anzahl CO₂e-Emissionszertifikate auch in einem internationalen myclimate Klimaschutzprojekt mit Kleinbauern in Nicaragua, welche durch Aufforstungsmaßnahmen ebenfalls zum Humusaufbau beitragen.
Das Projekt trägt zu folgenden Sustainable Development Goals (SDG) bei:
SDG2
Kein Hunger
Durch den Aufbau des Humusgehaltes wird die Wasserspeicherkapazität verbessert und so die Resilienz bei Wetterextremen erhöht (Hitzeperioden, Überschwemmungen).
SDG12
Nachhaltiger Konsum
Rund 1.000 ha Ackerfläche wird nachhaltig bewirtschaftet.
SDG13
Klimaschutz
Jährlich werden 1.000 t CO2 eingespart.
SDG17
Partnerschaften
Zusätzliche Finanzierung von Aufforstungsmaßnahmen in Nicaragua.
Erklärgraphik fruchtbare Böden

Photosynthese, Zersetzung. Fruchtbare landwirtschaftliche Böden speichern atmosphärisches CO₂ als Kohlenstoff. © myclimate Schweiz

Acker mit Feldfrüchten

Das Gemüse von der Reihenmischkultur wird meist direkt an Restaurants in der Region geliefert. © Mathias Forster, Bio-Stiftung Schweiz

Bodenbegutachtung

© Mathias Forster, Bio-Stiftung Schweiz

Fruchtbare Böden

Anno Lutke Schipholt vom Hof am Stei über die Vorteile der schonenden Bodenlockerung. © Mathias Forster, Bio-Stiftung Schweiz