Die landwirtschaftlichen Flächen verlieren durch intensive Bewirtschaftung konstant an Humus, was ihre Fruchtbarkeit verringert. Sogar der Nährstoffgehalt von biologisch bewirtschafteten Böden ist insgesamt abnehmend, weil die zeitintensiven Maßnahmen für Humuserhalt und langfristigen Humusaufbau sich nicht rentieren. Es ist ein Teufelskreis: Durch den Preisdruck von Billigimporten müssen Bäuerinnen und Bauern intensiver bewirtschaften und sind gezwungen, ökologische Maßnahmen zu vernachlässigen. Dadurch trägt die Landwirtschaft immer stärker zum Klimawandel bei. Der neueste IPCC Sonderbericht (2019) schätzt, dass die Land- und Forstwirtschaft für über 20 Prozent der vom Mensch verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Gleichzeitig sind die Bäuerinnen und Bauern aber direkt vom Klimawandel betroffen, zum Beispiel durch längere Trockenperioden oder Starkregen.
Fruchtbare Böden sind natürliche CO₂-Senken
Die Landwirtschaftsböden bieten ein großes Potential für Kohlenstoffspeicherung. Böden speichern dreimal mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre. Die internationale 4-Promille-Initiative sieht Böden als relevante CO₂-Senken. Sie geht davon aus, dass eine jährliche, weltweite Steigerung des Humusgehaltes um 0,4 Prozent im Oberboden – also den obersten 30 Zentimetern – die weltweiten, vom Mensch verursachten Treibhausgase ausgleichen kann. Der Kohlenstoff in Böden stammt unter anderem aus dem atmosphärischen Kohlendioxid (CO₂), welche Pflanzen durch Fotosynthese entnehmen und im Boden durch die Pflanzenwurzeln und Mikroorganismen speichern. Je humusreicher ein Boden, desto mehr Kohlenstoff wird im Ackerboden gespeichert. Durch bodenschonende und humusaufbauende Maßnahmen wird die Humusanreicherung erhöht und so dienen fruchtbare Ackerböden als CO₂-Senken. Ein humusreicher Boden speichert zudem mehr Wasser und ist dadurch widerstandsfähiger bei Wetterextremen wie Trockenperioden und Starkregen. Somit sind die Böden resilienter gegenüber dem Klimawandel und tragen somit zur Ernährungssicherheit und zu den für das 1,5-Grad-Ziel dringend notwendigen Negativemissionen bei.
Das Programm: Maßnahmen für fruchtbarere Böden
Für dieses Programm arbeitet myclimate mit dem Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio-Stiftung Schweiz zusammen. Ausgewählte biologisch oder biologisch-dynamisch produzierende Landwirtschafts-Betriebe in der Bodenseeregion verpflichten sich, standort- und betriebsoptimierte Aktivitäten zu entwickeln, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen: Zum Beispiel der Aufbau und Eintrag von Kompost, veränderte Fruchtfolgen, nichtwendende Bodenbearbeitung, Mischkulturen oder Gründüngungen. Die Bio-Stiftung-Schweiz unterstützt die Bäuerinnen und Bauern mit Beratung durch Bodenexperten vor Ort und einer Austausch-Plattform.
Klimagerechtigkeit
Aus Solidarität mit Bäuerinnen und Bauern in Entwicklungsländern und aufgrund der von der UNO und FAO ausgerufenen Dekade «Family Farming» reduziert myclimate die gleiche Anzahl CO₂e-Emissionszertifikate auch in einem internationalen myclimate Klimaschutzprojekt mit Kleinbauern in Nicaragua, welche durch Aufforstungsmaßnahmen ebenfalls zum Humusaufbau beitragen.